Der Galeriebesuch - ein Riesenpuzzle

(UNDER CONSTRUCTION)

"Zu den drei Kulturtechniken des Abendlandes ist eine vierte gekommen. Zu Rechnen, Schreiben und Lesen: das Puzzeln."

Von dieser Einsicht beflügelt, startet im Sommer 1976 an der Universität Bremen im Bereich der Ausbildung von Kunsterziehern ein Projekt, das sich durch seine räumliche und zeitliche Dimension von allem bisherigen der Kunsterzieherausbildung unterscheidet. In der Zeit eines kaum mehr fassbaren Kunstbegriffs, einem vorherrschenden Desinteresse an der traditionellen Kunst und einer unglaublichen Unkenntnis aktueller Arbeiten wurde ein radikaler Schnitt versucht:
Es sollte nichts mehr krampfhaft erfunden werden, kein Genie mehr abverlangt, keine Spökenkiekerei sich ans Tageslicht wagen müssen. Es sollte einfach das gemacht werden, was schon zigmal gemacht wurde: einfach abmalen, was es schon gab.
Allerdings mit ganz besonderen Spielregeln, die dem zunächst Trivialen verpasst wurden.

Vive l´Esprit! Der Galeriebesuch – ein Riesenpuzzle

Einpassen - nicht anpassen!

16./17.Jahrhundert

Über 20 Künstler (u.a. Rubens, van Eyck) malen Bilder mit Landschaften, mythologische und biblische Themen, Porträts etc., die eines Tages in der Gemäldesammlung eines kunstbegeisterten Kaufmanns in Antwerpen zu sehen sind. Nicht alle zur gleichen Zeit, sondern über einen Zeitraum von fast 20 Jahren am Beginn des 17. Jahrhunderts.

1628

Ein (1) Künstler (van Haecht) malt die Gemäldegalerie dieses angesehenen und wohlhabenden Kaufmanns Cornelis van der Geest und die in ihr versammelten 40 Bilder. Dazu muss er alle Gemälde unterschiedlich verkleinern, damit sie auf die Wände der Galerie und auf die Leinwand passen. Und so misst ein Original-Rubens-Bild von 200 x 300 cm Grösse auf dem Galeriebild z.B. nur noch ganze 4 x 6 cm!

1956

Der Kunsthistoriker Julius Held untersucht das Galeriebild akribisch genau und stellt fest: es ist ein Riesenpuzzle, zusammengefügt aus originalen Kunstwerken und Kopien, aus verschollenen Werken und Abgüssen, aus Personen von Rang und Namen, die allesamt Gäste des Sammlers waren – allerdings im Verlauf von vielen Jahren: Autorenschaften, Raum- und Zeitbezüge sind kunstvoll aufgehoben und zu einem neuen Ganzen geistvoll zusammengefügt worden: Vive l´Esprit! Das ist übrigens auch eine Huldigung an den Sammler – Herrn van der Geest, zu lesen über dem Torbogen, den gerade der Maler des Bildes (sic!) durchschreitet, der zugleich Kurator des Sammlers ist.

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  Wo ist das Original 1?

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  Who is who?

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1975

Ein Spiele-Verlag benutzt nun diese gemalte Gemäldegalerie als Vorlage für ein Puzzlespiel: Dafür wird die gesamte Galerie, nun auf einen Karton gezogen, mit einer Maschine in 3.000 einzelne Teile zerschnitten – und durcheinandergewirbelt.

Fehlt: Sack mit 3000 Teilen, auf der Schnur

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  Die Galerie des van der Geest als Puzzle, fast in der Grösse des Originals

1976

Zu den drei Kulturtechniken des Abendlandesist eine vierte gekommen. Zu Rechnen, Schreiben und Lesen: das Puzzeln.
So lautet die Ankündigung eines Seminars an der Bremer Universität, Fachbereich Kunstpädagogik:

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  Ankündigung Uni Bremen 1977

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  Beschreibung2

15 Studenten der Kunstpädagogik der Uni Bremen fügen die Gemäldegalerie aus den 3.000 Puzzle-Teilen wieder zusammen

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  Gehirn auf Stelzen: Frust Bremer Kunststudenten

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  Danae

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  Danae One is missing

und beginnen, sie durch malerische Vergrösserung (1:800) der einzelnen Puzzleteile wieder in die „"Wirklichkeit“ zurückzuholen.
Im heimatlichen Atelier wird mit Freunden und Dorfbewohnern von Q. die Arbeit am Riesenpuzzle fortgesetzt.

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  Speisung der 5000

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  erste Ergebnisse

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  Riesengerüst für documenta-Auftritt 1977

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  Riesengerüst für documenta-Auftritt 1977

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  Erste Präsentation

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  Beschreibung2

Das Riesenpuzzle. Statement der bremischen Kunststudenten am 23. Januar 1977

"Dem restaurativen Charakter bürgerlicher Kunstpraxis und Kunstrezeption ist ein empfindlicher Schlag versetzt worden.
Achim Lipp, ein Exponent der Hamburger Szene, entwickelte in jahrelanger Forschungsarbeit ein völlig neues Kunstkonzept.
Das Kunstwerk wird der kapitalistischen Verwertung durch extensive Herstellungsdauer entzogen(Durchschnittlich zehn Jahre).
Die gigantischen Ausmaße (Formate) seiner Kunst verhindern dauerhaft eine Archivierung durch private Kunstsammler.
Wir werden diese revolutionäre Kunst Praxis mit Aufmerksamkeit verfolgen und versuchen, daran mitzuwirken."

Reise mit 10 Studenten für 7 Tage von Bremen nach Kassel zur documenta 6 im Juni 1977

Man campiert für 1 Woche auf einem Campingplatz in Kassel. Für die Aktionen im Freigelände der Documenta 6 ist alles Material im Gepäck dabei: 12 Staffeleien, , 35 vorgesägte weiss grundierte Puzzle-Elemente, Farben, Pinsel, Mallappen etc., eine Riesenstaffelei für die Präsentation des fertigen Bildes. Das Freiluftatelier für aktive Besucher der documenta vor dem Hauptgebäude der Documenta 6 in Kassel 1977. d6 Chef Schneckenburger verjagt die Truppe und schickt sie in die Fuldaaue. Die Präsentation des fertigen Riesenpuzzle-Bildes jedoch schliesslich vor dem Kaufhaus BILKA, gleich neben dem Haupteingang ins Fridericianums.

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  Beschreibung1

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  Beschreibung2

1977-1979

In vielen Städten, so in Bremen, Hannover, Hamburg, Oldenburg, Quarrendorf, Kiel etc., wird ein fliegendes Freiluftatelier aufgebaut - und über 600 Bürger und Bürgerinnen, Jugendliche, Junge und Alte stellen sich an die Staffeleien und wirken daran mit, die Gemäldegalerie und ihre einzelnen Kunstwerke wieder neu zu erschaffen.

Jeder setzt die winzigen Ausschnitte der Galerie so um, wie er sie sieht: Farben und Formen, Proportionen und Details: ein jeder malt, was er mit eigenen Augen erkennt, nach bestem Wissen und Können.

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  1977 in Oldenburg

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  1976-1978: Die Teilstücke, ihre Orte und ihre Maler

1977

Die Ausstellung der Bremer Weserburg zeigt eine ganze Reihe der inzwischen fertg gestellten Riesenpuuzles der Gemäldegalerie des van Haecht:

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  Rolf schraubt mit

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  Beschreibung2

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  Puzzle als Puzzle als Puzzle...

2001-2002

15 Studenten der Kunstpädagogik der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle/Saale untersuchen die Gemäldegalerie des Cornelis van der Geest.
Sie untersuchen einzelne Kunstwerke und die Gäste in der Galerie des Kaufmanns van der Geest wie etwa Rubens, van Dyck, den polnischen König, den spanischen Erzherzog Albrecht und seine Frau Isabella, den Bürgermeister von Antwerpen, den Chef der Münze, Malerkollegen und so fort.

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  Beschreibung2

Sie entdecken die Leidenschaft des Sammelns, die in den europäischen Kunst- und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts an Fürstenhöfen und Kaufmannsdielen ihren ersten grossen Ausdruck verwirklicht und damit die Ursprünge unserer modernen Museen schafft.

2002

Die Galerie Templerhof auf Gut Mücheln stellt das sich ständig weiter entwickelnde Projekt Vive l´Esprit! Der Galeriebesuch – ein Riesenpuzzle zum ersten Mal öffentlich vor. Die MZ berichtet darüber.

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  der Lageplan nach Julius Held, Artis Pictoriae Amator. An Antwerp Art Patron and his Collection, 1957 Gazettes des Beaux Arts

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  Die Namen und Adressen der Maler jeweils auf den Rückseiten

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  Die zerpuzzelten Bilder stapelweise

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  Blick durch die Galerie - am Ende das Selbstporträt des Malers van Haecht

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  Beschreibung2

2003 (Gert Bekkering

Danae, Fehlendes Puzzleteil anfertigen Danae als Holzpuzzle zurück Bild seines eigenen Kunstpuzzles Don Q. Aufsatz in der Internationalen Zeitschrift der Puzzle-Freunde

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  Danae mit repariertem Puzzleteil im Ursprungsformat

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  Aufsatz in der Puzzle-Zeitung

2006 (Frank Stilpe)

Fortbildungsveranstaltung für Hamburger Kunsterzieher an zwei Tagen, für eine zweite Version der Danae!
Von der Puzzle-Originalvorlage hatte sich allerdings ein Element auf und davon gemacht - das dann von Geert Bekkering 2002 passend nachgearbeitet wurde.

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  Gar nicht so einfach! Blick aus der Distanz

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  Im Freiluftatelier

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  Blick auf die gerahmte winzige Vorlage

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  Die Puzzle-Vorlage sitzt in einem kleinen Rahmen

September 2002 Galerie Templerhof

Das Seminar an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle präsentiert seine vertiefte Arbeit an der Gemäldegalerie

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  3000 Teile

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  Übersichtsplan nach J.Held

2003 Die als Puzzle reproduzierten Einzelbilder der Gemäldegalerie wiederum als Puzzles im handlichen Format 24 Teile auf 20x30 cm.

Beispiel "Speisung der 5000" eines unbekannten Künstlers aus der Gemäldegalerie des van Haecht, in einer Rekonstrukttion aus der Hand von 30 Amateurmalern im Jahre 1977, erneut zerlegt von Achim Lipp im Jahre 3003.

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  Galerie Puzzle 1

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  Speisung der 5000

Danae

Das Bildnis der Danae verdient ganz besondere Aufmerksamkeit:
Es steht ganz zentral im Vordergrund der Galerie, mittig platziert. Es trägt die Signatur des Malers der Gemäldegalerie, das ist van Haecht. Er hat in diesem Jahr 1628 nicht nur alle Bilder der Galerie reproduziert, sondern auch sein eigenes originäres Werk: Das ist in seinem Atelier zeitgleich in entsprechendem Großformat entstanden!
Seine Signatur hat also einen doppelten Boden. Möglicherweise hat er an beiden zugleich gearbeitet: am Original der Danae und an seiner Reproduktion. Da wird recht differenziert mit den Wirklichkeitebenen jongliert! Chapeau!

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  Danae, Sinnbild für Schönheit und Reichtum

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  Signatur van Haecht auf der Danae!

Verschieden Werkphasen der "neuen" Danae

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  Mit der Stichsäge zerlegt. Erste Runde geschafft!

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  Projektion des Danae-Puzzles auf das Trägerholz - mit Fehlstelle - für eine zweite Version in 2002

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  Projektion des Danae-Puzzles auf das Trägerholz - mit Fehlstelle - für eine zweite Version in 2002

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  Detail Projektion Danae mit Lauritz Lipp

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  Danae mit repariertem Puzzleteil im Ursprungsformat

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  Version 1 mit Nele, Weserburg Bremen

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  Danae vollendet aus 30 Teilen von 30 MalerInnen

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  Danae bei Nacht in der Galerie

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  Beschreibung2

Danae. Zum Beispiel Titian und andere

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  Wo?

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  Im Prado, Madrid

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  Wo?

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  Im Louvre auf schwarzgrundiger Vase

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  Alexandre Jacques Chantron (1891)

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  Klimt

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  Dollarvenus, Arman 1970

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  Bilderbrücke