Difference between revisions of "Die Zeltschule"
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Von 1970 bis 75 hat sie mit Wagemut, Erfindungskraft und Einsatzbereitschaft zahlreiche Aktionen, Materialien, Objekte und Inszenierungen in die Hochschulöffentlichkeit gebracht, ihr Verständnis von künstlerischem Handeln entwickelt und zum Ausdruck gebracht - und die künstlerische Ausbildung mit den ihr eigenen Mitteln thematisiert und zur Diskussion gestellt. <br> | Von 1970 bis 75 hat sie mit Wagemut, Erfindungskraft und Einsatzbereitschaft zahlreiche Aktionen, Materialien, Objekte und Inszenierungen in die Hochschulöffentlichkeit gebracht, ihr Verständnis von künstlerischem Handeln entwickelt und zum Ausdruck gebracht - und die künstlerische Ausbildung mit den ihr eigenen Mitteln thematisiert und zur Diskussion gestellt. <br> | ||
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+ | '''Szene 1: Aufbau der ZELTSCHULE'''<br> | ||
+ | Am 26.April 1972 auf dem Rasengrundstück neben der Kunsthochschule. | ||
+ | Im Vordergrund die zu überwindende Mauer mit dem Holzstaketen-Zaun | ||
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+ | Am 29. Juni: Letztes Frühstück am großen Tisch und dann Abbauen, Zusammenlegen, Transportieren etc., die Hocker stehen Schlange... | ||
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+ | Ein Passant spricht Achim Lipp an, der den Volvo-Kombi belädt, und erkundigt sich nach dem Sinn des Treibens. Die Erläuterung wird handfest, als die 18 Stühle der ZELTSCHULE, ganz frisch gefertigt, gezeigt und beispielhaft vorgestellt werden: Heute noch am 29. Juni heisst es “Ab nach Kassel!” | ||
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+ | 29. Juni: Und gleich geht es “Ab nach Kassel!” | ||
+ | Ausgetretene Pfade und Plätze der Zelte hinterlassen sichtbare Spuren, das Möbiliar verschwindet über den Zaun wieder in der HFBK | ||
Die Aufarbeitung dieses produktiven und reich dokumentierten Projektes fand von 2016 bis 2019 statt. | Die Aufarbeitung dieses produktiven und reich dokumentierten Projektes fand von 2016 bis 2019 statt. | ||
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== <big>Das Symposium</big> == | == <big>Das Symposium</big> == |
Latest revision as of 10:19, 1 July 2020
Die Zeltschule
Die ZELTSCHULE steht für eine Gruppe von Studenten, die sich mit Achim Lipp, Assistent im Fachbereich Freie Kunst und Beispielgeber, vom allgemeinen Betrieb ihrer Kunsthochschule losgesagt hatte und wie im Beiboot auf eigene Gefahr selbstbestimmt lehren und lernen wollte.
Von 1970 bis 75 hat sie mit Wagemut, Erfindungskraft und Einsatzbereitschaft zahlreiche Aktionen, Materialien, Objekte und Inszenierungen in die Hochschulöffentlichkeit gebracht, ihr Verständnis von künstlerischem Handeln entwickelt und zum Ausdruck gebracht - und die künstlerische Ausbildung mit den ihr eigenen Mitteln thematisiert und zur Diskussion gestellt.
Szene 1: Aufbau der ZELTSCHULE
Am 26.April 1972 auf dem Rasengrundstück neben der Kunsthochschule.
Im Vordergrund die zu überwindende Mauer mit dem Holzstaketen-Zaun
Szene 2: Fahne und Gerüchtebrett
An zentraler Stelle platziert, werden sie einige Tage später mit hoher Beteiligung und großem Interesse neu eingerichtet
Szene 3: Reges Leben und Treiben in der ZELTSCHULE
In den Zelten, vor den Zelten und am großen Tisch.
Die Hocker waren aus den Klassenräumen zusammengesucht, die beschrifteten und nummerierten ZELTSCHUL-Stühle wurden erst für die Reise nach Kassel zur Documenta 5 fabriziert
Szene 4: Abbau der ZELTSCHULE I
Am 29. Juni: Letztes Frühstück am großen Tisch und dann Abbauen, Zusammenlegen, Transportieren etc., die Hocker stehen Schlange...
Szene 5: Abbau der ZELTSCHULE II
Ein Passant spricht Achim Lipp an, der den Volvo-Kombi belädt, und erkundigt sich nach dem Sinn des Treibens. Die Erläuterung wird handfest, als die 18 Stühle der ZELTSCHULE, ganz frisch gefertigt, gezeigt und beispielhaft vorgestellt werden: Heute noch am 29. Juni heisst es “Ab nach Kassel!”
Szene 6: Abbau der ZELTSCHULE III
29. Juni: Und gleich geht es “Ab nach Kassel!”
Ausgetretene Pfade und Plätze der Zelte hinterlassen sichtbare Spuren, das Möbiliar verschwindet über den Zaun wieder in der HFBK
Die Aufarbeitung dieses produktiven und reich dokumentierten Projektes fand von 2016 bis 2019 statt.
Das Kapitel „Umgarnte Gedanken“ zeigt die Entwicklung einer zufällig zusammengewürfelten Gruppe von Erstsemestern einer Kunstakademie zu einer sich selbstverpflichtenden Arbeitsgruppe, die ihr Selbstverständnis aus der akuten Situation entwickelt, nämlich ohne einen eigenen Raum zu sein und ohne weiter verpflichtenden Strukturen vorzufinden. Mit der Erkenntnis, sich selber Raum schaffen zu müssen, begab sie sich auf den Weg zur ZELTSCHULE. Mit der Einrichtung der ganztägigen Veranstaltung von „Mein Tag“, eine über Jahre jedem einzelnen im wöchentlichen Rhythmus zugeordnete Aufgabe, schuf sie sich eine Vorgabe für die laufende Entwicklung von Ideen, Projekten, Objekten und deren Diskussion und Selbstreflexion.
Die Nachwehen der 68er-Jahre hatten ihre deutlichen Spuren gerade auch an Kunsthochschulen hinterlassen. Die scheinbar erstrittene Autonomie von Lehren und Lernen wurde in verantwortungslose Beliebigkeit der zum Handeln Verpflichteten verkehrt. Die ZELTSCHULE nahm die Sache selber in die Hand.
Mit dem Kapitel „Beispiel geben“ wird dempnstriert, wie sie alltägliche Umgangs- und Rezeptionsformen des Alltäglichen selbstreflexiv auf das Leben in einer Kunsthochschule projiziert und in 6 Lektionen hochschulöffentlich inszeniert und zur Teilhabe einlädt.
Die Kapitel „Zum An-Denken. Souvenirs“ und „Zum An-Denken. Klopstock´s Geburtstag“ waren zwei materialreiche Inszenierungen aus jeweils vorgegebenen Anlässen: Die 1. Jahresausstellung der Abteilung Freie Kunst und eine von der Kulturbehörde ausgerufene Geburtstagsfeier. Dabei wurden mit viel Witz und Ironie turbulente Präsentationsformen wie Marktstände aufgebaut, deren Angebot mit allerlei beziehungsreichen Objekten ausgestattet wurde, ihre Vorbilder wurden dem trivialen Alltag entliehen. Dem studentischen Alltag dagegen waren die sich über 12 Monate erstreckenden Aktionen entlehnt, die in Kapitel „Zum An-Denken. Flugblätter“ dokumentiert und über den aktuellen Vollzug hinaus weitergeführt werden. In Kapitel „Das Narrenschyff legt ab“ wird mit der Ansage des Präsidenten die Absicht zementiert, die ZELTSCHULE weiterhin unbehaust sein zu lassen: „Raum gibt´s keinen. Der Narr kann gehen“, so der Bescheid. Dagegen konnte auch die Parade der 15 Plakate, mit denen die ZELTSCHULE immer präzise die Hochschule über ihre Arbeit Auskunft gab, nichts mehr ändern.
Die ZELTSCHULE praktizierte fleißig und erfindungsreich weiter, dokumentierte durchgehend alle Aktivitäten ausführlich in Schrift und Bild. 2015 verließen schließlich die Studierenden der ZELTSCHULE die Kunsthochschule, um in ihre gewählten Berufe und eigene Wege zu gehen. 40 Jahre später, im Jahr 2015, trafen sich die Interessierten und übertrugen dem Autor die Aufgabe, sich die Aufarbeitung der ZELTSCHULE zur eigenen Sache zu machen: „MEIN TAG. Einer für Alle. 45 Jahre später Achim“.
Darüber hinaus versieht der Autor die damaligen Ereignisse mit zahlreichen historischen und aktuellen Bezügen soziokultureller Art und stellt somit die Verbindung zum heutigen Dasein in der medial bestimmten Gegenwart her.
Diese Dokumentation ist zugleich Drehbuch und Katalog zur Ausstellung DIE ZELTSCHULE unterwegs. Ausgepackt, Leinen los und volle Fahrt voraus im Bauch eines Schiffes, der Cap San Diego, Museumsschiff im Hamburger Hafen (Sommer 2019).
40 Jahre später
Die Ausstellung
360°-Rundgang durch die Ausstellung auf der Cap San Diego
Das Symposium
Auf nach Narragonien. Gaudeamus Omnes!
Symposium auf der Cap San Diego, Museumsschiff im Hamburger Hafen
Das Buch
Die Aufarbeitung dieses produktiven und reich dokumentierten Projektes fand von 2016 bis 2019 statt.
Das Kapitel „Umgarnte Gedanken“ zeigt die Entwicklung einer zufällig zusammengewürfelten Gruppe von Erstsemestern einer Kunstakademie zu einer sich selbstverpflichtenden Arbeitsgruppe, die ihr Selbstverständnis aus der akuten Situation entwickelt, nämlich ohne einen eigenen Raum zu sein und ohne weiter verpflichtenden Strukturen vorzufinden. Mit der Erkenntnis, sich selber Raum schaffen zu müssen, begab sie sich auf den Weg zur ZELTSCHULE. Mit der Einrichtung der ganztägigen Veranstaltung von „Mein Tag“, eine über Jahre jedem einzelnen im wöchentlichen Rhythmus zugeordnete Aufgabe, schuf sie sich eine Vorgabe für die laufende Entwicklung von Ideen, Projekten, Objekten und deren Diskussion und Selbstreflexion.
Die Nachwehen der 68er-Jahre hatten ihre deutlichen Spuren gerade auch an Kunsthochschulen hinterlassen. Die scheinbar erstrittene Autonomie von Lehren und Lernen wurde in verantwortungslose Beliebigkeit der zum Handeln Verpflichteten verkehrt. Die ZELTSCHULE nahm die Sache selber in die Hand.
Mit dem Kapitel „Beispiel geben“ wird dempnstriert, wie sie alltägliche Umgangs- und Rezeptionsformen des Alltäglichen selbstreflexiv auf das Leben in einer Kunsthochschule projiziert und in 6 Lektionen hochschulöffentlich inszeniert und zur Teilhabe einlädt.
Die Kapitel „Zum An-Denken. Souvenirs“ und „Zum An-Denken. Klopstock´s Geburtstag“ waren zwei materialreiche Inszenierungen aus jeweils vorgegebenen Anlässen: Die 1. Jahresausstellung der Abteilung Freie Kunst und eine von der Kulturbehörde ausgerufene Geburtstagsfeier. Dabei wurden mit viel Witz und Ironie turbulente Präsentationsformen wie Marktstände aufgebaut, deren Angebot mit allerlei beziehungsreichen Objekten ausgestattet wurde, ihre Vorbilder wurden dem trivialen Alltag entliehen. Dem studentischen Alltag dagegen waren die sich über 12 Monate erstreckenden Aktionen entlehnt, die in Kapitel „Zum An-Denken. Flugblätter“ dokumentiert und über den aktuellen Vollzug hinaus weitergeführt werden. In Kapitel „Das Narrenschyff legt ab“ wird mit der Ansage des Präsidenten die Absicht zementiert, die ZELTSCHULE weiterhin unbehaust sein zu lassen: „Raum gibt´s keinen. Der Narr kann gehen“, so der Bescheid. Dagegen konnte auch die Parade der 15 Plakate, mit denen die ZELTSCHULE immer präzise die Hochschule über ihre Arbeit Auskunft gab, nichts mehr ändern.
Die ZELTSCHULE praktizierte fleißig und erfindungsreich weiter, dokumentierte durchgehend alle Aktivitäten ausführlich in Schrift und Bild. 2015 verließen schließlich die Studierenden der ZELTSCHULE die Kunsthochschule, um in ihre gewählten Berufe und eigene Wege zu gehen. 40 Jahre später, im Jahr 2015, trafen sich die Interessierten und übertrugen dem Autor die Aufgabe, sich die Aufarbeitung der ZELTSCHULE zur eigenen Sache zu machen: „MEIN TAG. Einer für Alle. 45 Jahre später Achim“.
Darüber hinaus versieht der Autor die damaligen Ereignisse mit zahlreichen historischen und aktuellen Bezügen soziokultureller Art und stellt somit die Verbindung zum heutigen Dasein in der medial bestimmten Gegenwart her.
Diese Dokumentation ist zugleich Drehbuch und Katalog zur Ausstellung DIE ZELTSCHULE unterwegs. Ausgepackt, Leinen los und volle Fahrt voraus im Bauch eines Schiffes, der Cap San Diego, Museumsschiff im Hamburger Hafen (Sommer 2019).