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Der Riesenglobus

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Aus der Welt der barocken Kunst- und Wunderkammern

Contents

Der große Globus von Schloss Gottorf bei Schleswig

In seiner Sammlung über größten Denkwürdigkeiten der Welt schreibt Happel im Jahre 1684 " Globus 1
Gardanus »De subtilit.« libr. 13 meldet es als etwas Sonderbares, daß der persische König Sapor einen solchen großen Globum aus Glas hat verfertigen lassen, daß in dessen Centro (ich halte, es werde die ganze inwendige Höhlung damit verstanden) ein Mensch sitzen und alle auf- und untergehende Sterne habe sehen können.“

Globus 2
So soll auch Archimedes, der vortreffliche Mathematicus, einen dergleichen Globum gemacht haben, inmaßen Claudianus Epigr. 21. also davon zeuget:
Jupiter in parvo cum cerneret aethere vitro
Risit et ad Superos talia dicta dedit:
Huccine mortalis progressa potentia curae?
Tam meus infragili luditur orbe labor
Als Jupiter den Himmel selbst im Glas bekam zu sehen,
Sprach er halb lächlend zu der Schar der Götter: 's ist geschehen.
Daß, was durch Arbeit ich gemachet, auch nun im Glase spielt.
So mächtig ist der Menschen Sorge, wenn sie zum Zwecke zielt.“

Globus 3

Diese beide Globi sind Poppen- oder Kinderwerk, wann man dagegen hält denjenigen überaus raren, kostbaren und großen Globum, welcher zu Gottorf auf dem prächtigen fürstlichen, ja königlichen Lustgarten, den man wegen des ältern, so an der Schlei gelegen, das neue Werk nennet, in dem untersten, herrlich erbaueten steinern Hause sehen kann.

Ihre Hochfürstl. Dl. Herzog Friederich IV. christmildester Gedächtnüs haben denselben vor etwa 50 Jahren verfertigen lassen.

Dieser verwaltet das Amt zweier Globorum, dann er präsentieret inwendig den Himmel und auswendig die Erde, welches mit der wahren Konkavität des rechten Himmels und mit der Konvexität der Erdkugel wunderwohl übereinkommet.
Er ist doppelt, ganz von Kupfer und hält im Diametro oder Durchschnitt 11tehalb Werkschuh. Inwendig ist ein runder Tisch, welcher samt der runden Bank an der Achsi festsitzet, und können um diesen Tisch, so wie ich ihn selber gemessen, wohl 11 Personen mitten in dem Globo sitzen.

Die Achsis ist gleichfalls von Kupfer und so dick als ein Mannes Bein bei den Waden. Inwendig sind alle Astra- und Himmelsbilder, wie auch alle Circuli Coelestes ganz richtig verzeichnet, daß es demnach ein unbeschreibliches Contentement ist vor einen curieusen Menschen, wann er mitten in diesem Globo am Tische sitzet und denselben, samt allen Stemen und Planeten, sowohl in ihrem primo als secundo motu, vermittelst einiger durch Wasser, welches vom Berge herabschießet, getriebenen künstlichen Räder, ordentlich mit dem rechten Himmel herumtreiben siehet.

Auswendig auf diesem Globo sind die Teile der Welt, und was sonsten auf einem Globo terrestri kann requirieret werden, ganz genau abgezeichnet und mit schönen Farben erleuchtet. Auf dem großen Horizont ist eine schöne Galerie, auf welcher man herum gehen und den Globum wohl und eigentlich besehen kann.

Ich kann nicht wissen, was an dieser weltberühmeten Machina anitzo mangelt, daß sie nicht umläuft, dann, solange und oft ich sie gesehen, ist sie stillegestanden.“

So beobachtet von Herrn Happel im Jahre 1684, in: Happel, E.W.: Größte Denkwürdigkeiten der Welt oder Sogenannte Relationes Curiosae. Hübner, Uwe; Westphal, Jürgen. Berlin, 1990
-> https://de.wikipedia.org/wiki/Gottorfer_Riesenglobus

Die Reise von Schloss Gottorf nach St. Petersburg

Der Globus

Rekonstruktion des Globusantriebs (Zeichnung: Felix Lühning)

..."Mittelpunkt und Kernstück des Globushauses war natürlich der große Globus. Von außen stellte er die Weltkugel dar, in seinem Inneren barg er ein Planetarium, das den Sternenhimmel und den Sonnenlauf samt seinen Bewegungen so zeigte, wie sie von der Erde aus zu sehen sind. Sein besonderer Reiz bestand darin, dass man in ihn hineinsteigen, sich dort setzen und die Sterne um sich herumkreisen lassen konnte, ohne dabei selbst bewegt zu werden. Der Globus war eine eigene Erfindung des Herzogs, die „wissenschaftliche Leitung“ dieses Projektes hatte allerdings sein Hofgelehrter und Bibliothekar Adam Olearius inne. Der aus Limburg herbeigeholte Büchsenmacher Andreas Bösch schließlich setzte die Idee des Herzogs in die Praxis um.

Der Globus entstand gleichzeitig mit und in dem Gebäude, seine Einzelteile wurden in einer vom Hofe angemieteten Schmiedewerkstatt auf dem Hesterberg angefertigt und im Globushaus zusammengesetzt. Dazu beschäftigte Andreas Bösch über Jahre hinweg einen Handwerkerstamm von sieben bis neun Personen, der sich aus Schmieden, Schlossern, Uhrmachern, Kupferstechern, Graveuren, Tischlern und Malern zusammensetzte und zu dem gelegentlich noch auswärtige Betriebe, wie zum Beispiel eine Husumer Messinggießerei, herangezogen wurden. Unter ihnen befanden sich die Gottorfer Uhrmacher Nikolaus Radeloff und Hans Schlemmer, der Gottorfer Kupferstecher Otto Koch und die Kartographen Christian und Andreas Lorenzen, genannt Rothgießer aus Husum. Auch Adam Olearius selbst betätigte sich mit Pinsel und Feder als Kartograph.

Zusätzlich entstand in den Jahren 1654 bis 1657 die sogenannte „Sphaera Copernicana“, die Andreas Bösch selbständig entwickelte hatte und unter eigener Regie baute. Offenbar entstand sie als Ergänzung und Erweiterung des kosmologischen Konzepts des großen Globus und zu einem Zeitpunkt, da die Arbeiten am Globus selbst bereits weit fortgeschritten waren."

Transport nach St. Petersburg

Der berühmteste – und verhängnisvollste – Besucher des Globushauses war Zar Peter der Große, der im Zuge des dritten Nordischen Krieges am 6. Februar 1713 mit dem dänischen König Friedrich IV. auf Gottorf zusammentraf. Zar Peter zeigte ein so großes Interesse für den Globus, dass die große Kugel nur wenige Wochen später – halb Kriegsbeute, halb Staatspräsent – nach Sankt Petersburg versandt wurde, wo sie nach vierjähriger Reise 1717 eintraf. Hier erhielt der Globus seinen Platz in der Kunstkammer des Zaren. Als diese im Jahre 1747 ausbrannte, erlitt auch der Globus schwersten Schaden, nur seine Metallteile blieben erhalten. Noch im selben Jahre wurde er auf Befehl der Zarin Elisabeth unter der Leitung des Gelehrten Michail Wassiljewitsch Lomonossow (1711 bis 1765) wiederhergestellt, wobei die mittlerweile gewachsenen geographischen Kenntnisse gebührend berücksichtigt wurden. Lediglich die alte Einstiegsluke des Globus war vom Brand verschont worden – sie zeigt heute noch die originale Bemalung des 17. Jahrhunderts mit dem Gottorfer Wappen. Ende des 18. Jahrhunderts nahm der Astronom Friedrich Theodor von Schubert weitere Reparaturen vor.

In Schleswig hatte man, um die gewaltige Kugel unzerlegt aus dem Globushaus herauszubekommen, an dessen Westseite eine große Öffnung in die Wand stemmen müssen. Damit war das Gebäude seines eigentlichen Inhaltes beraubt und sein Schicksal besiegelt. Es führte von nun an nur noch ein Schattendasein. Alle anfallenden Reparaturen wurden nur noch halbherzig ausgeführt und konnten den fortschreitenden Verfall nicht aufhalten. Noch gut 50 Jahre stand das Gebäude ohne Nutzung da, bis es im November 1768 auf Anordnung König Christian VII. von Dänemark öffentlich zum Abbruch versteigert wurde. Ein Schleswiger Handwerksmeister erwarb die Ruine; ein Jahr später erinnerte nichts mehr an das Globushaus. Solcherart ging ein Bauwerk verloren, dessen Entwurf, Konzeption und Programmatik in der Architektur- und Technikgeschichte wohl einzigartig dasteht...."

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Gottorfer_Riesenglobus

Kunstkammer St. Petersburg

"Die Kunstkammer (russisch Кунсткамера ‚Kunstkamera‘) ist ein Museum in Sankt Petersburg. Seine Bestände zählen zu den vollständigsten anthropologischen und völkerkundlichen Sammlungen der Welt.

Die Kunstkammer war das erste Museum in Russland, hervorgegangen aus den Privatsammlungen von Zar Peter I. Sie wurde als Wunderkammer angelegt und zum ersten Mal öffentlich zugänglich gemacht, als sie 1719 aus dem Sommer-Palais Peters des Großen in den Kikin-Palast überführt worden war. Schon damals bestand sie nicht nur aus den anatomischen Abnormitäten, vor denen sich noch heute die Betrachter gruseln. Zwar hatte Peter schon 1704 die Hebammen verpflichtet, Fehlgeburten als medizinisches Anschauungsmaterial in die Hauptstadt bringen zu lassen, wo sie als Präparate in der Apotheken-Kanzlei aufbewahrt wurde. Doch wurde die Sammlung bald erweitert durch Kollektionen von ausgestopften Tieren, Mineralien, Gemmen, wissenschaftlichen Instrumenten und Kuriositäten. 1716–1717 wurden aus Amsterdam die Sammlungen des Pharmakologen Albertus Seba und die des Anatomen Frederik Ruyschs erworben. Alles wurde in systematischer Ordnung aufgestellt und zielgerichtet erweitert. Peter der Große wollte seiner Bevölkerung (oder doch wenigstens dem adligen und bürgerlichen Teil derselben) den Geist der europäischen Wissenschaft näher bringen.[1] Deswegen war der Eintritt nicht nur umsonst, sondern als Anreiz erhielt „jeder Gast eine kleine Erfrischung, die Herren ein Wasserglas Wodka, die Damen eine Tasse Tee mit Zuckerbrot“.[2]

Den von dem deutschen Architekten Georg Johann Mattarnovi[3] ab 1718 im Stil des „Petersburger Barock“ errichteten markanten Neubau der Kunstkammer am Ufer der Newa gegenüber dem Winterpalast bezog zunächst die 1724 gegründete Akademie der Wissenschaften St. Petersburg, der die Sammlungen der Kunstkammer angeschlossen wurden. Im Turmzimmer versammelte sich im 18. Jahrhundert regelmäßig das Präsidium. Nach endgültiger Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 1727[4] wurde auch das Museum für das Publikum eröffnet. Auch wenn, entsprechend dem Hauptinteresse Peters, in der Sammlung mehr naturalia (naturkundliche) als artificialia (von Menschen künstlich gefertigte) Gegenstände vertreten waren, stellt der im Turm ausgestellte Gottorfer Riesenglobus bis heute den Höhepunkt der Kunstkammer dar. Die Sammlung umfasste vor allem eine große Menge menschlicher und tierischer Föten mit anatomischen Abweichungen. Zu den Ausstellungsstücken gehören auch die in Alkohol konservierten Köpfe des Liebhabers von Katharina der Ersten, Willem Mons und seiner Schwester Anna Mons. Zeitweise lebten bis zu zehn missgebildete Menschen in den Räumen der Kunstkammer.

Das Museum enthält eine Gedenkstätte für Michail Lomonossow, den bedeutenden russischen Universalgelehrten, der hier von 1741 bis 1765 arbeitete. Im 19. Jahrhundert wuchsen vor allem die ethnographischen Sammlungsbereiche.

Seit 1992 ist die Kunstkammer ein unabhängiges Museum und Forschungsinstitut innerhalb der Geschichtsabteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften. Der vollständige Name lautet nunmehr: „Museum für Anthropologie und Ethnographie (Kunstkammer) namens Peter der Große der Russischen Akademie der Wissenschaften“ (Музей антропологии и этнографии (Кунсткамера) им. Петра Великого РАН).


Gliederung der Abteilungen. Nach den originalen Aufzeichnungen (transkribiert von AL):

 

März 1995: Die hilfreichen Kuratorinnen überlassen Lipp die entbehrlichen Pläne. Hier im Turmzimmer mit dem Grossen Globus und der Treppe zum Obvervatorium.

So sind die Pläne zu lesen:

Grundriß von dem Observatorio
IV Etage

Z Das obere grosse Observatorium

Y Das untere Observatorium

AA Das obere kleinere Observatorium mit der kopernischen Laterne

Grundriß von der Kayserl. Bibliothec und Kunstkammer

III Etage
Links
BB.... Kunst- und Naturalienkammer

CC.DD. Vorrath von Kunstsachen aus- und inländischer Curiositäten

EE.FF. Vorrath von inländischen Naturalien

Rechts
Q. Behältnis der Bücher und Kupferstiche von dem akademischen Verlage so zu Geschenken bestimmt sind.

R. -- der doppelten und unvollkommenen Wercke

ST -- der vermischten und verbotenen Bücher.

U Camera obscura

X. Der grosse Gottorpische Globus


II. Etage
links

GG.HH.II. Kaisers PETER 1sten eigene Kunst Drechsel Bänke

KK. Seiner Königlichen Majestät in Wachs p..iertes Porträt in Lebensgrösse

MM. Gang zu dem Anatomischen Theater

rechts

I. Der Bibliothecarii Stube

K. Versammlungs Stube zur Untersuchung der Russischen Sprache

L.M.N.O. Cantzley


I. Etage
links

NN. Anatomisches Theatrum

PP. QQ. RR. Mineralien Cabinet

SS. Müntz Cabinet


-> https://de.wikipedia.org/wiki/Kunstkammer_(Sankt_Petersburg)

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