Anonymous

Changes

Art Network

8,465 bytes added, 14:47, 23 June 2020
Lukretia im Netzwerk
<br>
10.Dezember 1986 - 8.Februar 1987 Hamburger Kunsthalle, Hamburg.<br>
25.März - 7.April 1987 Forte di Belvedere, Florenz. <ref> Auf Einladung des Bürgermeisters von Florenz als Beitrag zu den Veranstaltungen, die die Stadt als erste Kulturhauptstadt Europas organisierte. Die Übersetzung des Assoziationspool in drei weitere Sprachen: Englisch, Französisch und Italienisch, wurde von Übersetzern der EU in Brüssel ausgeführt. Ein beträchtlicher Teil der Exponate wurde durch Objekte aus Archiven der Stad Florenz ersetzt</ref>.<br><br> 
siehe auch link [https://www.kunstforum.de/artikel/kunst-im-netzwerk/ Michael Huebl: Kunst im Netzwerk]
== Wie alles begann ==
== Wie alles begann ===== Bilderbrücken (siehe link [[Bilderbrücken]])===<gallerymode="packed-hover">
Bilderbrücken Aktive Betrachter titel.jpg|(siehe link [[Bilderbrücken]])
</gallery>
 
=== Bilderpaare ===
 
== Uecker - Palmezzano ==
<gallery mode="packed-hover">
Bilderbrücke Sebastian Uecker.jpeg|Heiliger Sebastian, Palmezzano, um 1500
Uecker-Palmezzano Textbrücke.jpg|Nagelobjekt
Uecker Nagelobjekt,alias.png|hier Nagelspitzen nicht auf den Betrachter, neu!
</gallery>
 
siehe link [http://wiki.achimlipp.de/index.php?title=Bilderbr%C3%BCcken Bilderbrücken]<br>
 
Aus der Arbeit mit Bilderpaaren entstanden die Themenfelder, die dann mit assoziativ gefundenen Kunstwerken weiter ausgestattet wurden.
Beispiel.jpg|Beschreibung2
</gallery>
=== Bilderbrücken fordern den aktiven Betrachter. ===
Bilder erzeugen Bilder <br>
(siehe link [[Bilderbrücken]])
 
=== Lukretia im Netzwerk ===
 
<big>Lucretia im Netzwerk</big>
 
Anknüpfend an die BILDERPAARE und die BILDERBRÜCKEN habe ich mir im Laufe 1985 die hauseigene Lucretia vorgenommen, sozusagen als Startpunkt eines fast ins Uferlose laufenden Prozesses von assoziativen Verknüpfungen mit anderen Kunstwerken - durchaus auch von auswärts, aus der Bibliothek der Kunsthalle.
 
<br>
 
Den Klappatlas (oder wie soll ich es nennen?) habe ich noch, alles schräge DIN A3 s-w- Kopien aus Büchern etc. heraus, auch die handgeschriebene Liste der Bilder.
Weitere Vorführungen im Vorlauf gab es in San Marino, Bologna etc. - auch davon Fotos. Es gab nur meine Erläuterungen, die knapp bleiben konnte, weil die Verknüpfungen schnell offenbar wurden. Kein Text, kein Vokabular, keine Kunstgeschichte.
 
<br>
<big>
Die Präsentation auf einem Symposium zur BILDPLATTE auf der CEBIT-Messe Hannover im März 1986 brachte die entscheidenden Impulse. Die Bildplatte war gerade erfunden worden und niemand wußte wozu. Interaktive Navigation? <br>
Meine Bemerkung in meinem Vortrag : "...es ist alles endlos und deswegen brauche ich jetzt einen Computer” wies mir spontan den Weg, den ich nehmen musste.
Von Computern und Kunst im Netzwerk noch keine Spur</big>. <br>
Das wurde bis zum Winter 1986 aus dem Boden gestampft.
Und das verknüpfende Vokabular musste erfunden werden. <br>
Worte, keine Sätze.
 
 
<gallery mode="packed-hover">
Netzwerk Lukrezia Foto-Netz.jpg| Arbeit mit dem Papiermodell, hier Goethe-Institut Mailand
Bilderbrücken Cebit 1986-poster.jpg|Arbeit mit dem Papiermodell, hier CEBIT Hannover 1986
 
</gallery>
 
<big>Lucretia im Netzwerk</big><br>
 
Inventar Faltplan 1985 (CEBIT Hannover, San Marino, Bologna u.a. Orte)
 
Transkribiert 28.3.20209
 
1. Lucretia, von Timmerman
 
2. Lucretia, nach Tizian
 
3. Schießaktion von Niki St. Phalle
 
4. Die spanische Nacht, von Picabia
 
5. Heilige Therese, von Bernini
 
6. Heiliger Sebastian, Italienische Renaissance
 
7. Heiliger Sebastian, Italienische Renaissance
 
8. Heiliger Sebastian, Italienische Renaissance
 
9. Mann und Frau, Giacometti
 
10. Heiliger Georg, Italienische Renaissance
 
11. Das Ende Gottes, Fontana
 
12. Aktionsfoto mit Fontana
 
13. Die Pyramide greift nach dem Busen der Kugel, Dali
 
14. Ausstellungsplakat, Dali
 
15. Stillleben mit Kürbis und Schirm, Helion
 
16. Frucht-Stillleben mit Melone und Pfeife, Holland, 17. Jahrhundert
 
17. Das Haupt der Madonna nach Raffael, Dali
 
18. Illustration zu Raimund Russel, Afrikanische Impressionen, Markus Raetz
 
19. Augenpunkt, Giacometti
 
20. Paravent, Man Ray
 
21. Herrschendes Violett, Kandinsky
 
22. Schweiß und Weiß, Man Ray
 
23. Anfang der Welt, Brancusi
 
24. Madonna mit Kind, Piero della Francesco
 
25. Gezähmtes Ei, Man Ray
 
26. Salome, Dolci
 
27. Madonna mit Kind, Piero della Francesco
 
28. Universum, Vantongerloo
 
29. Illustration, ohne Titel, Max Ernst
 
 
 
L
 
<br>
<big>BILDERATLAS von Aby Warburg (1926-29). Eine Referenz</big>
 
 
<youtube>AxyMtqxcNM8</youtube>
== Vorarbeiten ==
Im Vorfeld der Ausstellung schrieb Lipp "Anmerkungen zu === Zu Funktion und Struktur 
der Computer-Installation " <big>SPIEL IM NETZWERK</big>===
Das Computer Camp ist Teil der Ausstellung <big>KUNST IM NETZWERK</big>, die wir zu Ehren von Alfred Lichtwark, dem ersten Direktor der Hamburger Kunsthalle, veranstalten (12.1986 bis 1.2.1987).<br>
Sie macht ihm nochmals anschaulich, wie sich sein Sinnzusammenhang ergeben hat: nämlich durch die assoziative schrittweise Veränderung eines Begriffsgefüges, das sich bei der Betrachtung von Kunstwerken einstellt.
=== Grundausstattung mit assoziativen Begriffen ===
Begriffe provozieren, einsammeln, zuordnen:
Dias von ausgewählten Kunstwerken der geplanten Ausstellung in Seminaren, Klassen und bei Freunden gezeigt - aber immer nur kurz . Linierte Handzettel für Begriffe 1-40 ausgegeben mit der Aufforderung: <big>"Nun schreibt!! Gleich kommt das nächste Bild! Dann der nächste Zettel!"</big>
Die Begriffe wurden später in das System eingepflegt. Im Laufe der Benutzung dann durch die "aktiven Betrachter" während der Ausstellung entweder bestätigt oder durch neue ergänzt. Die auf den Keywords basierende assoziative Navigation führte dann zu den unterschiedlichsten Verknüpfungen von Kunstwerken der Ausstellung.
<gallery>
</gallery>
== Blick in die Ausstellung ==
 
 
Sich umsehen-Bezüge diskutieren-Assoziationen im Heft eintragen-am PC eingeben und navigieren
<gallery mode="packed-hover">
Computercamp 4.jpg
Computercamp 3.jpg
Computercamp 2.jpg
Computercamp1.jpg
Scan-140902-0002.jpg|
</gallery>
== Im Netzwerk von Fragen. Blick in den Katalog/Arbeitsheft 1 ==
<gallery mode="packed-hover">
</gallery>
= Die Netzwerke =
== Erstes Netzwerk: Gliederzirkus ==
CCE28102019 66.jpg
CCE28102019 64.jpg
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
</gallery>
== Fünftes Netzwerk: MUND DER WAHRHEIT ==
Von der Ehebrecherin, die dem steinernen Maul nicht entkommen wird und dem Schelm, der daran nicht unschuldig ist; vom weisen König Salomon, dessen Löwe auch nicht ohne war und der Mutprobe Warhol's in Neapel mit Beuys an der Hand; von dem dramatisch angebissenen Pfannkuchen, der sich vom Teller erhoben hat und eher uns zu fressen droht als wir ihn; von den Gesichtern des fröhlichen und des tragischen Spiels, von männermordenden Frauen und dem bitteren Ernst, der Köpfe rollen ließ; vom Tor zur Hölle und anderen Schreckmäulern der Nacht und dem Beweis, der durch die Hand in der warmen, feuchten Wunde des wiederauferstandenen Herrn geführt wird; vom Mund, der Lüge und Wahrheit gleichermaßen beherrscht und vom Mund, der Gold schluckt und Blech redet, wie es bei Heartfield heißt...
 
 
<gallery mode="packed-hover">
CCE28102019 104.jpg
CCE28102019 102.jpg
</gallery>
 
 
= Blick in die Ausstellung =
Sich umsehen-Bezüge diskutieren-Assoziationen im Heft eintragen-am PC eingeben und navigieren
<gallery mode="packed-hover">
Computercamp 4.jpg
Computercamp 3.jpg
Computercamp 2.jpg
Computercamp1.jpg
Scan-140902-0002.jpg|
</gallery>
== Blick in das Computercamp ==
<gallery mode="packed-hover">
File:Netzwerk 4x am computer .jpg|Computercamp
</gallery>
 == Vor- und Nachbereitung ==
<gallery mode="packed-hover">
Netzwerk Lukrezia Foto-Netz.jpg| Arbeit mit dem Papiermodell, hier Goethe-Institut Mailand
Bilderbrücken Cebit 1986-poster.jpg|Arbeit mit dem Papiermodell, hier CEBIT Hannover 1986
Netzwerk wand 2 klee.jpg|Klee an der Wand mit den assoziativen Verzweigungen in der Kunsthalle
Netzwerk wand.jpg|beispielhafte Verknüpfung durch Begriffe, Seiten aus dem Katalog
</gallery>
== Blick in die Blätter =<big>RENATE RAMASAMY</big> schreibt am 20./21. Dezember 1986 im Hamburger Abendblatt: === "Kunst im Netzwerk“: Computer als Kunsterzieher === Im Jahre 1897 schrieb Alfred Lichtwark, erster Direktor der Hamburger Kunsthalle und führender Vertreter der Kunsterziehungsbewegung, seine"Übungen in der Betrachtung von Kunstwerken". Mit der "Kunst im Netzwerk" will jetzt das Museum neue Wege der Interpretation von Bildern und Objekten vorstellen.<br> Während der offizielle Trend in Richtung Repräsentation geht, gehen wir auf "Animation", sagt Achim Lipp, der als Leiter der Museumspädagogik die Ausstellung konzipiert hat. Animieren — über das Auge und nicht über den Kopf — sollen 120 Werke unterschiedlicher Epochen. Sie stammen aus dem Museum und von Leihgebern und wurden unter sechs Schwerpunkten in sechs Räumen — dem "Netzwerk" — zusammengefasst.<br> Der Besucher beginnt seinen Rundgang ausgerüstet mit einem Arbeitsheft, in dem jedes Kunstwerk verzeichnet ist, und einem Bleistift. Damit soll er jeweils neben den Abbildungen seine eigenen spontanen Eindrücke und Gefühle bei der Betrachtung der Bilder eintragen.<br> Im Foyer wird unter dem Thema „Gliederzirkus" das zerstückelte Menschenbild dargestellt. Tony Craggs Indianer ("Blue skin") aus blauen Plastik-Abfall-Teilen steht dort ganz selbstverständlich neben Altmeisterlichem wie P. F. Albertis "Malerakademie", oder neben Goyas massakrierten Männern ("Große Heldentat mit Toten").<br> Das Stichwort "Daphne" nimmt nach Marcanton Raimondis Werk "Apollo und Daphne" die Thematik der Verwandlung Daphnes in einen Baum auf. Ihm sind Objekte wie Timm Ulrichs "Natur-Teile" — drei Baumstämme mit Tarnfarben-Anstrich — ebenso zugeordnet worden wie die Vergewaltigung eines Balkens ("Umformer XXXIV") von Wolfgang Liesen.<br> Der "Schutzmantel" betitelte Raum zeigt den Künstler, der meint, sich schützen oder sich prächtig machen zu müssen. Lovis Corinth erscheint in einem Selbstbildnis im martialischen Harnisch, Ernst Ludwig Kirchner drängt sich im gestreiften Mantel protzig vor sein bescheiden im Hintergrund angesiedeltes Modell, Rembrandt gefällt sich im pelzbesetzten Rock mit Säbel.<br> Es ist ein Querschuss durch alle Jahrhunderte, mit dem Lipp „über die Augenwahrnehmung neue Bezüge schaffen will, in die man sonst kein Bild je gestellt hat". Kunstgeschichtliche Vorkenntnisse brauche man dazu nicht mehr.<br> Wer sich dann noch sehend und schreibend durch die Netzwerk-Räume "Dies ist mein Leib", dem Motiv der Verwandlung und Verwundung, dem„"Mund der Wahrheit", von Ehebrecherinnen und männermordenden Frauen sowie "Gott und Geld" gekämpft hat, kommt in den aktuellen Teil der Ausstellung.<br> Nach der Animation beginnt dort die Aktivierung des Besuchers und zwar mittels acht Computern der Firma IBM, die das Unternehmen mit einer halben Million Mark bezuschusst hat. In der zum Computer-Camp umfunktionierten Säulenhalle darf er nun seine Aufzeichnungen in Stichworten in den Computer eingeben. Dabei können die gesehenen Werke noch einmal — in hervorragender Qualität — auf den Bildschirm geholt werden und man kann abrufen, womit die Vorgänger den Computer gefüttert haben. Das Ganze passiert streng anonym, für den Datenschutz ist gesorgt.<br> Diese Schau sei nicht für jene gedacht, die sowieso keine Schwierigkeiten haben, mit Kunst umzugehen, sagt Lipp. Wer vor einem Goya stundenlang meditieren kann, bitte. Es geht hier um die jungen Leute, denen wir immer von unserem kulturellen Erbe erzählen und die sagen "ich lach' mich schlapp“. Die sonst nicht durchs Museum stiefeln, sondern ihre Erfahrungen mit Video-Clips sammeln. Erstaunlich ist zumindest die Begeisterung und Geschicklichkeit, mit der schon 12jährige Schulkinder am Bildschirm operieren — und die können es am besten.<br> "Junge Leute haben andere Rezeptionsformen entwickelt", sagt Achim Lipp. "Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren. Während Kunst bisher von Museumsleuten verwaltet wurde, findet hier eine <big>Rückeroberung durch das Publikum</big> statt."<br> Einer jedoch kritisiert dieses Konzept: Klaus Brunnstein, Professor für Anwendung der Informatik in Hamburg, sieht hier die Grenzen des Computers in der Kunst überschritten: Computer nur als Gag, um die Leute ins Museum zu locken, das erinnert fatal an jene pädagogische Masche der 60er Jahre, wonach ein Computer der bessere Lehrer sei. Auch im Museum aber ist der "Computer als Lehrer" ungeeignet. Ich bezweifle, dass man seine Ansichten und Gefühle über ein Bild tatsächlich auf eine Menge ungeordneter, beziehungsloser Schlagwörter reduzieren kann."<br> Abb.: Friederike Petzolds „Videoskulptur aus 5 TV-Elementen“ mit einem verrutschten Körper<br><br>  == <big>Micheal Hübl</big> schreibt im Kunstforum Nr.88, März/April 1987 == === Kunst im Netzwerk. Eine Ausstellung in der Kunsthalle Hamburg als Denkmodell ===[https://www.kunstforum.de/artikel/kunst-im-netzwerk/ Michael Huebl: Kunst im Netzwerk] 
<gallery mode="packed-hover">
Kunst im Netzwerk museumsheft.jpg|in der museumseigenen Publikation
Computerkid.jpg|Computerkid Hamburger Abendblatt
AL im Netzwerk, P. Hagedorn.jpg|AL im Netzwerk, P. Hagedorn
</gallery>
= Links zu den Projekten =-> [[Wanderwege der Kunst]]</gallerybr>-> [[Besucherinformation Weltausstellung EXPO2000 Hannover]]<br>-> [[Bilderbrücken]]<br>-> [[Der Galeriebesuch - ein Riesenpuzzle]]<br>-> [[Umgarnte Gedanken]]<br>-> [[European MuseumsNetwork EMN]]<br>
== Einzelnachweise ==
<ref>Auf Einladung des Bürgermeisters von Florenz als Beitrag zu den Veranstaltungen, die die Stadt als erste Kulturhauptstadt Europas organisierte. Die Übersetzung des Assoziationspool in drei weitere Sprachen: Englisch, Französisch und Italienisch, wurde von Übersetzern der EU in Brüssel ausgeführt.
Ein beträchtlicher Teil der Exponate wurde durch Objekte aus Archiven der Stad Florenz ersetzt</ref>