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(Der große Globus)
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Ich kann nicht wissen, was an dieser weltberühmeten Machina anitzo mangelt, daß sie nicht umläuft, dann, solange und oft ich sie gesehen, ist sie stillegestanden.“<br>
 
Ich kann nicht wissen, was an dieser weltberühmeten Machina anitzo mangelt, daß sie nicht umläuft, dann, solange und oft ich sie gesehen, ist sie stillegestanden.“<br>
  
So beobachtet von Herrn Happel im Jahre 1684, in:
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So beobachtet von Herrn Happel im Jahre 1684, in: Happel, E.W.: Größte Denkwürdigkeiten der Welt oder Sogenannte Relationes Curiosae. Hübner, Uwe; Westphal, Jürgen. Berlin, 1990<br>
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== Die Reise von Schloss Gottorf nach St. Petersburg ==
 
== Die Reise von Schloss Gottorf nach St. Petersburg ==

Revision as of 16:50, 22 December 2019

Der große Globus

< Globus 1 >
Gardanus »De subtilit.« libr. 13 meldet es als etwas Sonderbares, daß der persische König Sapor einen solchen großen Globum aus Glas hat verfertigen lassen, daß in dessen Centro (ich halte, es werde die ganze inwendige Höhlung damit verstanden) ein Mensch sitzen und alle auf- und untergehende Sterne habe sehen können.“

< Globus 2 >
So soll auch Archimedes, der vortreffliche Mathematicus, einen dergleichen Globum gemacht haben, inmaßen Claudianus Epigr. 21. also davon zeuget:
Jupiter in parvo cum cerneret aethere vitro
Risit et ad Superos talia dicta dedit:
Huccine mortalis progressa potentia curae?
Tam meus infragili luditur orbe labor
Als Jupiter den Himmel selbst im Glas bekam zu sehen,
Sprach er halb lächlend zu der Schar der Götter: 's ist geschehen.
Daß, was durch Arbeit ich gemachet, auch nun im Glase spielt.
So mächtig ist der Menschen Sorge, wenn sie zum Zwecke zielt.“

< Globus 3 >

Diese beide Globi sind Poppen- oder Kinderwerk, wann man dagegen hält denjenigen überaus raren, kostbaren und großen Globum, welcher zu Gottorf auf dem prächtigen fürstlichen, ja königlichen Lustgarten, den man wegen des ältern, so an der Schlei gelegen, das neue Werk nennet, in dem untersten, herrlich erbaueten steinern Hause sehen kann.

Ihre Hochfürstl. Dl. Herzog Friederich IV. christmildester Gedächtnüs haben denselben vor etwa 50 Jahren verfertigen lassen.

Dieser verwaltet das Amt zweier Globorum, dann er präsentieret inwendig den Himmel und auswendig die Erde, welches mit der wahren Konkavität des rechten Himmels und mit der Konvexität der Erdkugel wunderwohl übereinkommet.
Er ist doppelt, ganz von Kupfer und hält im Diametro oder Durchschnitt 11tehalb Werkschuh. Inwendig ist ein runder Tisch, welcher samt der runden Bank an der Achsi festsitzet, und können um diesen Tisch, so wie ich ihn selber gemessen, wohl 11 Personen mitten in dem Globo sitzen.

Die Achsis ist gleichfalls von Kupfer und so dick als ein Mannes Bein bei den Waden. Inwendig sind alle Astra- und Himmelsbilder, wie auch alle Circuli Coelestes ganz richtig verzeichnet, daß es demnach ein unbeschreibliches Contentement ist vor einen curieusen Menschen, wann er mitten in diesem Globo am Tische sitzet und denselben, samt allen Stemen und Planeten, sowohl in ihrem primo als secundo motu, vermittelst einiger durch Wasser, welches vom Berge herabschießet, getriebenen künstlichen Räder, ordentlich mit dem rechten Himmel herumtreiben siehet.

Auswendig auf diesem Globo sind die Teile der Welt, und was sonsten auf einem Globo terrestri kann requirieret werden, ganz genau abgezeichnet und mit schönen Farben erleuchtet. Auf dem großen Horizont ist eine schöne Galerie, auf welcher man herum gehen und den Globum wohl und eigentlich besehen kann.

Ich kann nicht wissen, was an dieser weltberühmeten Machina anitzo mangelt, daß sie nicht umläuft, dann, solange und oft ich sie gesehen, ist sie stillegestanden.“

So beobachtet von Herrn Happel im Jahre 1684, in: Happel, E.W.: Größte Denkwürdigkeiten der Welt oder Sogenannte Relationes Curiosae. Hübner, Uwe; Westphal, Jürgen. Berlin, 1990


Die Reise von Schloss Gottorf nach St. Petersburg