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Gottesdienst vor Altarbildern der Hamburger Kunsthalle

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Kruzifikation. Meditation zu einem Bild von Arnulf Rainer mit Pastor Klaus Juhl
Die Lösung, die sich für das Problem fand, war gleichzeitig drastisch und pragmatisch. Es zählte einzig und allein, daß die Totems und die als mythologische Gottheiten verehrten Gegenstände im Museum blieben, um von den Touristen, die ins Land kamen, gesehen zu werden. Also überließ die Verwaltung den Museumsraum dem religiösen Kult. Die Stämme veranstalteten ihre üblichen Gottesdienste und weihten ihre Opfer den dort ausgestellten Göttern. Natürlicherweise erhöhte dies für den Fremden sogar noch den exotischen Reiz des Museums.
(aus: Rojas u. a., Museen der Welt, Reinbek 1977)
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Achim Museumspädagogik Hofmann 2019 26.9..022.jpeg|Kriegsaltar (Entwurf) von Otto Dix (Datum)
Achim Museumspädagogik Hofmann 2019 26.9..023.jpeg| Arnulf Rainer, Kruzifikation, Pastor Juhl, Organist Kelber
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== <big>Kruzifikation</big>. Meditation zu einem Bild von Arnulf Rainer mit Pastor Klaus Juhl ==
<ref>Orientierung. Berichte und Analysen aus der Arbeit der Evangelischen Akademie Nordelbien. 1-83, S.4-6</ref>
== KruzifikationAn den vier Adventssonntagen fanden in der Hamburger Kunsthalle — angeregt durch den Museumspädagogen <big>Joachim Lipp</big> — Gottesdienste für Museumsbesucher vor Altären von Francke, Nolde, Dix und einem Werk von Arnulf Rainer statt. Wir geben nachstehend die gekürzte Fassung der Meditation zu einem Bild zur Kruzifikation von Arnulf Rainer ==<ref>Orientierungwieder, die Studienleiter P. Berichte und Analysen aus der Arbeit der Evangelischen Akademie NordelbienKlaus Juhl am 2. 1-83, SAdvent 1982 gehalten hat.4-6</ref>
<small>An den vier Adventssonntagen fanden in der Hamburger Kunsthalle — angeregt durch den Museumspädagogen <big>Joachim Lipp</big> — Gottesdienste für Museumsbesucher vor Altären von Francke, Nolde, Dix und einem Werk von Arnulf Rainer statt. Wir geben nachstehend die gekürzte Fassung der Meditation zur Kruzifikation von Arnulf Rainer wieder, die Studienleiter P. Klaus Juhl am 2. Advent 1982 gehalten hat.</small><gallerymode="packed-hover">
Juhl 3.001.jpeg|Platz nehmen in der Galerie,
Juhl 5.001.jpeg|neben Warhol, Wesselmann
Achim Museumspädagogik Hofmann 2019 26.9..023.jpeg|Pastor Juhl am Pult mit Klapheck, Segal, Bacon, (Assemblage) und Rainer
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 === "D<big>as Das Kreuz ist das zentrale Symbol des christlichen Glaubens.</big><br>===
Es krönt die Kirchtürme und Kuppeln der Kathedralen, Bischof und Papst tragen es auf der Brust. Auf Gräbern steht es und an Feldwegen, auf Alpengipfeln und Altären. Es schmückt die Kleider der Damen, die Uniformen der Soldaten und Generale. In Gold und Silber, edelsteinbesetzt, kauft man es beim Juwelier. Als Bundesverdienstkreuz ist es in mehreren Klassen zu haben, für die großen und weniger großen Verdienste. Aus dem Galgen des Altertums ist ein Schmuckstück geworden, aus dem Schandmal ein Ehrenzeichen, aus einer Provokation ein geschmackvolles Bijou. Aus den Katakomben und Bethäusern ist es in die Boutiquen und Kaufhäuser gewandert. Das Kreuz ist wehrlos gegen seinen Mißbrauch. Kostbarkeit, Schönheit und Inflationäre Verbreitung haben das Unerträgliche erträglich, das Anstößige glatt gemacht. Die Wahrheit, die in dem Kreuz sich symbolisiert, verlor sich auf diesem Wege.<br>
Kostbarkeit, Einmaligkeit, Handwerkerfleiß, Zunftgeheimnis, das alles wird man hier vergeblich suchen. Dieses Kreuz zerstört, indem es montiert wird, zugleich seine eigenen kunsthistorischen Vorbilder und unsere durch diese Bilder geprägten Vorstellungen. Hier ist ein Künstler und Bilderstürmer zugleich am Werk. Indem dieses Werk unsere Sehgewohnheiten und Glaubensgewöhnungen zunichte macht, gibt es wieder den Weg frei für die Wahrnehmung des Entsetzlichen, das damals geschah und heute geschieht: Die Todesqualen und Schmerzen, von Menschen einem Menschen zugefügt.
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Rainer juhl poster.jpeg|