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Künstlers Erdenwallen

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J. W. v. Goethe: DES KÜNSTLERS ERDEWALLEN( 1773/74) - DES KÜNSTLERS VERGÖTTERUNG (1774) – KÜNSTLERS APOTHEOSE (1788)
<big>II. Höher am Tag

</big>
Künstler

Künstler


Wer klopft so gewaltig? Fritzel, schau!
Knab


 
Es ist der Herr mit der dicken Frau!
Künstler


 
Da muß ich tun, als hätt’ ich gemalt.

 <small>Er stellt das garstige Bild wieder auf.
</small>

Frau


 
Mach’s nur, es wird ja wohl bezahlt.


 
Künstler


 
Das tut’s ihm.
 <small>Der Herr und Madame treten </small> auf


Herr


 
Da kommen wir ja zurecht.


Madame


 
Hab heut geschlafen gar zu schlecht.


Frau


 
O, die Madame sind immer schön.


Herr


 
Darf man die Stück’ in der Eck’ besehn?
Künstler


 
Sie machen sich staubig.

 
(zu Madame:) Belieben sich niederzulassen.


 Herr <small>zur Staffelei tretend</small> 
Sie müssen sie recht im Geiste fassen.

 
Es ist wohl gut, doch so noch nicht,
 
Daß es einen vom Tuch anspricht.


 Künstler <small>vor sich</small> 
Es ist auch darnach ein Angesicht.


 Herr <small>eins der bestaubten Gemälde aufhebend</small> 
Ist das Ihr eigen Bildnis hier?
 
Künstler

 
Vor zehen Jahren glich es mir.


 
Herr


 
Es gleicht noch ziemlich.
 Madame <small>einen flüchtigen Blick drüber hinwerfend</small> 
O, gar sehr!
Herr


 
Sie haben jetzt gar viel Runzeln mehr.
 Frau <small>mit einem Korbe, heimlich</small> 
Gib mir Geld, ich muß auf den Markt!


 
Künstler

 

Ich hab’ nichts.


 
Frau


 
Dafür kauft man ein’ Quark.


 Künstler <small>gibt ihr</small> 
Da.


Herr
 
Aber Ihre Manier ist jetzt größer.


 
Künstler


 
Das ein’ wird schlimmer, das andre besser.


 Herr <small>hinter dem Künstler</small> 
So, so! Da an dem Nasenbug!
 
Und die Augen sind nicht feurig gnug.


 Künstler <small>vor sich</small> 
O weh! Das mag der Teufel ertragen!
 <big>Die Muse </big> <small>ungesehen den andern tritt zu ihm </small>  
Mein Sohn, fängst jetzt an zu verzagen?
 
liebt nicht ein jeder Mensch sein Joch?
 
Ist sie garstig, bezahlt sie doch!
 
Und laß den Kerl tadeln und schwätzen
 
Hast Zeit genug, dich zu ergötzen
 
An dir selbst und an jedem Bild,
 
Das liebevoll aus deinem Pinsel quillt.
 
Wer muß eine Zeitlang hacken und graben,
 
Der wird die Ruh' erst willkommen haben.
 
Der Himmel kann einen auch verwöhnen.
 
Daß man sich tut nach der Erde sehnen.
 
Dir schmeckt das Essen, Lieb' und Schlaf.
 
Und bist nicht reich, so bist du brav.
 <big>DES KÜNSTLERS VERGÖTTERUNG </big>  
Stellt eine Gemäldegalerie vor, wo unter andern das Bild der
Venus Urania in einer breiten goldnen Rahme wohlgefirnißt