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Bilderbrücken

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Bilderbrücke Uecker-Palmezzano
Bilderbrücke Sebastian Uecker.jpg|die Bedrohung
</gallery>
 
Peter-Klaus Schuster, damals Volontär an der Hamburger Kunsthalle, später Generaldirektor der Berliner Staatlichen Museen, schrieb in Hamburgs Museen, Ausgabe Juni/Juli/August 1981:
 
=== Kreuzwege und Bilderbrücken ===
Die museumspädagogische Abteilung der Hamburger Kunsthalle gibt einen Einblick in ihre Arbeit mit Schülern: <big>"Kreuzwege und Bilderbrücken oder Wie man sich Kunst aneignen kann"</big>.<br>
Diese Ausstellung ist bis 21. Juni zu sehen.<br>
 
Welche Beziehung besteht zwischen dem Renaissancegemälde eines gemarterten Sebastian und einer von Nägeln durchbohrten Leinwand von Günther Uecker? Diese Frage stellte Achim Lipp, Museumspädagoge der Kunsthalle, den zahlreichen Teilnehmern seiner "Schülergespräche im Museum". Die Absicht war dabei, durch die Gegenüberstellung von Kunstwerken, die anscheinend nichts miteinander zu tun haben und zudem durch mehrere Jahrhunderte voneinander getrennt sind, die Erfindungskraft der jugendlichen Betrachter zu provozieren.<br>
 
Der Schmerz des von Pfeilen durchbohrten Heiligen und die Verletzung der Leinwand durch Nägel wurde von den Schülern zu neuen Bildern kombiniert. Frappierend in ihrem Einfallsreichtum, sind diese von den Schülern gezeichneten "Bilderbrücken" zugleich bestürzende Dokumente jugendlicher Erfahrung von Gewalt. An die Stelle des leidenden Heiligen rücken die Schüler den Nagelkünstler, den anonymen Museumsbesucher oder sich selbst. In diesen Zeichnungen, die in der Ausstellung durch photomechanische Umkehrung verfremdet und damit zu autonomen Bildern perfektioniert sind, wird die Kunstbetrachtung der Schüler zum Ausgangspunkt der Gestaltung ihres persönlichen Erlebens von Agression und Schmerz.<br>
 
Die Ausstellung konfrontiert diesen zu riesigen "Schmerzenstafeln" gefügten Schülerbekenntnissen das Bildrepertoire der Gewalt in der Kunst. So wird das Thema der "Sebastiansmarter" seit dem 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart ausgebreitet. Eingestreut in diesen Bilderbogen sind Pressefotos von Folterungen. Solche Bilder sind uns — und auch den Schülern — aus den Medien nur allzu vertraut.
Von daher bilden die von den Schülern erfundenen "Bilderbrücken" zwischen zwei Kunstwerken zugleich "Kreuzwege", auf denen sich die Bilder der Kunst und die der Wirklichkeit treffen.
Abb.:
-Marco Palmezzano Das Martyrium des heiligen Sebastian, am 1500. Auch in der Darstellung des edlen Schmerzes typisch für die italienische Renaissance.
-Günther Uecker: Agressive Reihung, 1970.
In immer gleichen Abständen sind 74 Reihen mit jeweils 74 Nägeln durch die Leinwand getrieben, mit den Spitzen zum Betrachter.
-Eine Schülerin des Gymnasiums Sinstorf zeichnet einen nageldurchbohrten Menschen — wie auf der Flucht vor dem aggressiven Bild.
== Bilderbrücken - Bildassoziationen ==